Zykluswissen im Business: Highlights und Stolperfallen (Teil 2/3)

Im letzten Beitrag habe ich dir erklärt, warum das Wissen um deinen Zyklus hilfreich sein kann, um dich in deiner Selbstständigkeit so richtig wohlzufühlen. Ich habe dich eingeladen, dir das Zyklusrad herunterzuladen und dich ein wenig zu beobachten. Was geht dir leicht von der Hand und wo stehst du dabei im Zyklus? Wann harzt es und deine Aufgaben kosten dich unendlich viel Energie?

Nachdem du dich einige Wochen (besser Monate) beobachtet hast, tauchen wir jetzt und hier noch tiefer ins zyklische Business ein. Ich teile mit dir meine persönliche Erfahrung und verrate dir die grössten Stolperfallen, in die du im Laufe deines Zyklus tappen kannst. Aber ich erzähl' dir auch, wofür ich Frühling, Sommer, Herbst und Winter nutze und welche konkreten Aufgaben ich wann erledige, damit sie mir leicht fallen. Ich möchte dich inspirieren, dein Business auch zyklisch zu betrachten und dadurch immer besser mit deiner Energie zu haushalten.

Der innere Winter im Business

Die Zeit der Mens nutze ich im Business, um Pause zu machen. Und das heisst nicht, dass ich immer zu Hause bleibe, Tee trinke und nichts tue. Aber ich trinke viel mehr Tee und mache viel weniger. Während der Mens vermeide ich Termine, ich gebe keine Interviews und schon gar keine Workshops. Ha, da sind wir schon bei den Stolperfallen, denn die Wahrheit ist: Das klappt nicht immer.

Weil die Lesung seit 5 Monaten so geplant ist und ich sie gerne wahrnehmen möchte oder, weil die Mens mal früher oder später kommt, als geplant. Dann ist es zwar so, aber ich kann immer noch jede Menge beeinflussen. Ich plane mir die Zeit rund um solche Termine dann ganz anders, als ich das im zyklischen Sommer tun würde. Für Termine im zyklischen Winter gilt:

  • Mehr Zeit für Wege einplanen, sodass du auch mal trödeln kannst und nicht gehetzt irgendwo ankommst (ist immer ein geiles Gefühl, im Zykluswinter aber überlebenswichtig).
  • Mehr Essen dabeihaben, sodass du nicht völlig ausgehungert und auf dem Zahnfleisch am Treffpunkt auftauchst. Energieriegel, Nüsschen, Wasser und Obst im Rucksack haben sich für mich bewährt.
  • Mehr Zeit für Toilettengänge einplanen und das entsprechende Equipment dabeihaben.
  • Noch besser als sonst vorbereiten. Wenn die Spontanität des Frühlings und der Schalk des inneren Sommers fehlt, brauche ich eine solide Vorbereitung, die mir Sicherheit gibt. Ich weiss inzwischen, dass ich auch während der Mens Vorträge halten und Workshops geben kann. Sie werden auch gleich gut. Doch sie kosten mich doppelt so viel Energie und ich muss sie doppelt so gut planen.
  • Dazu zählt auch: keine Anschlusstermine am selben Nachmittag oder Abend. Sondern Zeit fürs Sofa, Schoggi und einen guten Roman.
  • Bequeme Kleidung ist während der Mens ein Muss. Ich trage Klamotten, in denen ich mich zu 100 % wohlfühle, an denen nichts zwickt und zwackt.

Die grösste Stolperfalle im Zykluswinter

Die grösste Stolperfalle im zyklischen Winter, ist der Wunsch so weiterzumachen, als wäre nichts. Die Mens einfach zu ignorieren und zu glauben, ich könnte einfach wie immer funktionieren. Gleich gut reden, gleich viel leisten, alle To-dos schaffen. Nein, das kann ich im Fall nicht. Denn ich blute und Bluten ist eine Tätigkeit.

Weil es im zyklischen Winter oft schwerer ist, den Fokus zu halten, kosten Aufgaben dich mehr Energie. Überlege deshalb gut, ob dieses To-do wirklich dringend JETZT erledigt werden muss. Oder ob es nicht bis zum nächsten Energieschub im Frühling warten kann und dann in der halben Zeit erledigt ist.

Klingt verlockend, oder?

Der innere Frühling im Business

Nach der Mens frage ich mich regelmässig: Welche Projekte zählen in diesem Zyklus? Was ist mein Fokus und was steht an konkreten Erledigungen in meiner Agenda, wenn ich meine Ziele erreichen will?

Ich schaue, was vom letzten Monat offen ist. Wo es noch Dinge zu beenden gibt, die ich im inneren Herbst nicht mehr geschafft habe. Ich prüfe, was noch dran ist und fühle, wenn eine Idee sich vielleicht als Schnapsidee entpuppt hat. Dann streiche ich sie mit einem fröhlichen Pfeifen von meiner Liste. Ich geh' in mich und fühle, was mich so richtig anmacht. Welches Projekt ruft mich? Welche E-Mail will ich wirklich schreiben? Wo will ich in diesem Zyklus meinen Fokus setzen?

Mit dem Ende der Mens spüre ich neuen Tatendrang und ahne, dass die Zeit zum Bäume ausreissen bevorsteht. Hallo Welt, was darf ich dir diesen Monat schenken?

Stolperfallen im Zyklusfrühling

Bevor ich meinen Zyklus richtig gut kannte, bin ich im inneren Frühling los galoppiert, wie ein Fohlen, das zum ersten Mal auf die Weide darf. Hier ein Luftsprung und dort mal schnuppern. Noch schnell zum anderen Ende der Wiese schauen und wieder kehrt machen. Wild, ungestüm und voller Energie. Aber eben nicht lange.

Wochen später sah ich mich zwischen zu vielen angefangenen Projekten am Schreibtisch sitzen, zweifeln und alle Hufe von mir strecken. Ich hatte den Überblick verloren, wusste nicht, mit welcher E-Mail ich anfangen sollte und fragte mich regelmässig, wie ich zu all diesen Terminen gekommen bin.

Heute weiss ich, dass es keinen Sinn macht in JEDEM inneren Frühling neue Projekte anzufangen und neue Ideen umzusetzen. Die Kunst liegt darin, mit der eigenen Energie gut zu haushalten. Die Quittung für meinen übermütigen Frühling bekam ich oft im inneren Herbst serviert. Dann fühlte ich mich plötzlich komplett überfordert. Been there, done that, nei dankä, machi nüme.

Ich habe viele Ideen, sehr viele. Doch sie bringen mich nicht weiter, wenn ich sie alle gleichzeitig ins Leben bringen möchte. Zykluswissen schenkt mir das Vertrauen, dass für alles die richtige Zeit kommt. Jede Idee, die wirklich geboren werden möchte, wird irgendwann auf meiner Agenda landen. Doch ich diene der Welt nicht, wenn ich hier und da tausend Dinge anfange und nichts zu einem guten Ende bringe. Seit Jahren beobachte ich viele Selbstständige und ich bin mir inzwischen sicher, dass dieses Auswahl-Fokus-Thema einen grossen Einfluss auf unseren Erfolg im Business hat. Hundert Ideen haben und ein bisschen anfangen, ist eben nicht so zielführend, wie 3 gute Ideen grandios umsetzen

In diesem Zusammenhang habe ich auch gelernt, nicht vorschnell JA zu sagen. Schon gar nicht im inneren Frühling. Es geht mir mega leicht von den Lippen und doch kann es mir passieren, dass ich es zwei Wochen später bereue. Deshalb mein Tipp: Prüfe jedes JA auf Herz und Nieren und frage dich, ob es zu dem passt, was du (in diesem Monat) in die Welt bringen magst!

Der innere Sommer im Business

Im inneren Sommer bin ich bereit für die Welt. Her mit dem Interview! Wo geht's zum Podcast? Nein, du musst mir die Fragen nicht unbedingt vorab schicken, ich schüttle ALLES aus dem Ärmel. Im inneren Sommer stehe ich gerne auf der Bühne des Lebens. Ich rocke mein Business und spreche mit allen, vor allen und stundenlang über mein Lieblingsthema: den Menstruationszyklus. Ich hau' voll rein beim Marketing, mache Videoaufnahmen und Fotoshootings. Ich liebe es zu Netzwerken und als ich noch bei Social Media war, waren das die Tage mit den meisten Storys.

In der Mitte des Zyklus bin ich selbstsicher, schlagfertig und klar. Ich freu' mich über mich selbst, weiss, dass ich was Wichtiges zu sagen habe und Selbstzweifel sind mir völlig fremd. Ich feier' mich und bin stolz auf das, was ich schon erreicht habe.

Worüber ich im Zyklussommer stolpere

Stolpern? Ich? Haha, nein, ich doch nicht! Und genau das ist die Falle. Wenn ich zu sehr reinhaue und zu viel «on tour» bin, spüre ich meine eigenen Bedürfnisse nicht mehr. Dann gehe ich auch gerne mal über meine Grenzen. Bin für alle anderen da, mach auch bei spontanen Einfällen noch kurzfristig mit und merke erst viel zu spät, wie mir die Puste doch ausgeht.

Als ich noch bei Instagram und Facebook unterwegs war, konnte es im inneren Sommer passieren, dass ich sehr viel Zeit mit dem verbrachte, was alle Marketer «Sichtbarkeit» nennen. Logisch, denn der innere Sommer ist halt auch eine coole Zeit dafür. Doch oft war es eben viel zu viel und die Sucht nach den Likes, hatte in dieser Zyklusphase ihren Höhepunkt. Viel zu lange Handyzeiten, Wortfetzen in meinem Hirn und Denken in Hashtags liessen mich im inneren Sommer wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her laufen. Lange hab' ich mitgemacht, weil ich dachte, dass es ohne Social Media nicht geht. Heute weiss ich, dass ich auch ohne Instagram sichtbar sein kann. Und erfolgreich.

Auch wenn der Sommer die perfekte Zeit ist, um dich zu zeigen, darfst du darauf achten, wie und wo du dich zeigst. Weniger ist manchmal schwer, ich weiss. Doch es ist nachhaltiger, wenn du gut mit deiner Energie haushalten willst und schliesslich braucht es auch noch Kraft für die zweite Zyklushälfte.

Der innere Herbst im Business

Im inneren Herbst wird es wieder ruhiger. Ich arbeite mehr am und im Business, als mich im Aussen zu zeigen. Ich nutze die Tage, um Bilanz zu ziehen und zu reflektieren. Was läuft gut und was werde ich beibehalten? Sehen meine Arbeitstage so aus, dass es mir guttut? Wo habe ich die Kontrolle und wo fühle ich mich fremdbestimmt?

Ich schaue zurück und prüfe, ob ich das, was ich mir vorgenommen habe, erreicht habe. Konnte ich die Ideen, die ich verfolgen wollte, in diesem Zyklus weiter voranbringen? Was habe ich umgesetzt und wo hängt es vielleicht?

Der innere Herbst ist eine gute Zeit für kritische Selbstreflexion und Finetuning. Dazu gehören auch unangenehme Fragen. Zum Beispiel:

  • Verdiene ich ausreichend Geld mit dem, was ich tue?
  • Wie kann ich mein Angebot noch besser machen?
  • Wie kann ich es klarer kommunizieren und wo kann ich überflüssiges streichen?
  • Passen meine Angebote noch zu mir? Ist es wirklich das, was ich tun möchte?

Ich sitze nicht in jedem inneren Herbst tagelang über meinen Notizen und stelle mir all diese Fragen. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Fragen, die ohnehin in mir sind, im inneren Herbst gerne an die Oberfläche kommen. Dann kann ich sie nicht mehr mit blindem Aktionismus wegdrücken oder voller Lächeln kleinreden. Dann darf ich hinschauen und die Klarheit des inneren Herbstes nutzen, um gute Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die mein Business voranbringen.

Stell dir diese Fragen gerne im nächsten inneren Herbst und lausche den Antworten. Passt alles? Gratuliere! Hängt's irgendwo? Dann triff Entscheidungen! Vielleicht lässt du eine Idee los, an der du schon viel zu lange festhältst, obwohl sie dich nur Nerven kostet und keinen Rappen einbringt. Oder du holst dir endlich Hilfe für deine Texte und hörst auf, alles alleine zu machen. Vielleicht beschliesst du auch, ab heute eine Stunde weniger zu arbeiten und stattdessen im Wald spazieren zu gehen.

Der innere Herbst ist eine gute Zeit, um klar zu sehen und dich auch den Schatten deiner Selbstständigkeit zu stellen. Das ist die gute Seite, doch Frau kann es auch übertreiben und das sieht dann wie folgt aus.

Stolperfallen im inneren Herbst

Bisweilen kann die innere Stimme im Herbst sehr kritisch sein. Dann finden wir alles sinnlos, sehen jede Idee kritisch und verdecken uns selbst das Licht am Ende des Tunnels. Oder wir feuern uns an weiterzumachen und durchzuhalten, weil wir uns nicht trauen, das umzusetzen, was eigentlich dran wäre.

Ich habe solche «Zweifel-Schleifen» in den Zyklen vor meinem Ausstieg bei Social Media durchlaufen. Lange Zeit hab' ich weiter mitgemacht, obwohl ich längst spürte, dass ich keine Lust mehr auf diesen Zirkus habe. Doch immer kam diese innere Stimme, die sagte, es machen eben alle so und ich solle mich nicht so anstellen. Es gehöre eben dazu, zum Selbstständig-Sein und im Zyklussommer geht es dann ja auch wieder leichter. Es ist eine Falle, krampfhaft an Dingen festzuhalten, die uns nicht guttun. So kurz vor der Mens sind Krämpfe allerdings niemals gut (alte Zyklusweisheit!).

Noch was: Hab acht, deine Unzufriedenheit über das, was nicht gut läuft, bei Menschen auszulassen, die dir wichtig sind. Klar kannst du deiner Teamkollegin sagen, dass es dir heute nicht so super geht, doch Kritik, klärende Gespräche und Schuldzuweisungen passen nicht so gut in diese Zyklusphase. Im inneren Herbst sind wir schneller barsch, unsanft und kritisch, mit uns selbst, aber auch mit anderen, was ein gutes Miteinander nicht unbedingt fördert.

Zykluswissen im Business - Fazit

Eigentlich ist es ganz easy, das Wissen um deinen Zyklus im Business zu nutzen. Es gibt nur zwei Dinge zu befolgen: Nimm in jeder Zyklusphase die Highlights mit und schaue den Stolperfallen ins Auge! Die Stolperfallen sind alles andere als angenehm, liefern aber sehr oft wertvolle Informationen und dienen auf dem Weg zu einem nachhaltig gestalteten Business.

Lass dich nicht von Fehltritten entmutigen und lache über dich selbst, wenn es mal nicht so läuft. Glaub mir, ich sass auch schon nach einem Vortrag im Auto und hatte die übelsten Selbstzweifel. Gerade noch hatte ich zwei Stunden lebendig referiert, wie zyklisch leben funktioniert und jetzt plumpste ich so energielos auf den Fahrersitz, wie eine erschöpfte Wanderin nach einem Höllentrip. Deinen Zyklus gut zu kennen, ist keine Garantie dafür, dass immer alles perfekt funktioniert.

An manchen Tagen harzt es und an anderen fliesst es. Und das ist voll ok so, denn wir sind eben keine Maschinen, sondern zyklische Wesen. Doch wenn wir mehr und mehr mit unserer wahren Natur gehen, statt gegen sie zu arbeiten, klappt vieles auch im Business so viel leichter.

P.S.

Im dritten Beitrag dieser Serie zum Zykluswissen im Business, teile ich mit dir «5 Fragen, die dir helfen, dein Business zum Wachsen zu bringen». Es ist ein kleiner Real-Talk-Artikel, denn ich habe über die letzten Jahre viele Selbständige beobachtet (inklusive mich selbst!) und in diesem Artikel teile ich einige «Josianne-Überzeugungen» zum Business mit dir.

Blog-Herbst

Hoi, ich bin Josianne,

die Frau hinter Quittenduft. Als Menstruationskundige und Zykluscoach gebe ich seit über 10 Jahren mein Wissen rund um den weiblichen Zyklus weiter. So auch hier auf meinem Blog, der dich dabei unterstützen soll, besser zu verstehen, was es mit dem zyklischen Leben auf sich hat. Mal nachdenklich, mal frech, mal superklug – aber immer bloody lesenswert.

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Ich, Josianne, erkläre dir in 3 Schritten höchstpersönlich die Basics:

  • Was es mit dem inneren Frühling und Sommer auf sich hat und was du in der ersten Zyklushälfte beachten darfst, damit du nicht ausbrennst und uf dä Felgä bei der nächsten Mens ankommst.
  • Selbstbeobachtung: Das A und O im zyklischen Leben - wie du ganz easy damit beginnst und warum es dir hilft, ALLE Zyklusphasen smart für dich zu nutzen (inklusive Zyklusrad zum Ausfüllen.)
  • Wie du dich so durch den inneren Herbst und Winter navigierst, dass du die Zeit vor und während der Mens nicht mehr absitzt, sondern in Zukunft bloody good meisterst.

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