Cheers, ihr Hohlsäcke! — Was tun mit negativen Gefühlen?

Eine Freundin von mir hat vor 4 Jahren eine Ausbildung gemacht, für die sie übers Jahr verteilt 8 Wochen lang von ihrer Familie weg musste. Um die verschiedenen Ausbildungsblöcke zu meistern, reiste sie jeweils von der Schweiz nach Frankreich, Österreich oder Italien.

Meine Reaktion damals: What? Acht Wochen? Wie bitteschön geht das?

Ich habe mich ernsthaft gefragt, wie diese Familie es möglich macht, dass meine Freundin 8 Wochen lang fehlt. Und ich habe das ehrlich gefeiert, dass sie es möglich macht. Da hat es in mir (noch während des Feierns) ziemlich laut «Klick!» gemacht und ich habe mir gedacht: Wenn das bei ihr 8 Wochen lang geht, dann sollte doch bei mir wenigstens EINE Woche pro Jahr drin sein.

So wurde meine erste «Bergwoche» geboren.

Seither fahre ich nun einmal im Jahr in die Berge, um eine ganze Woche mit mir selbst zu verbringen. Die letzten 3 Jahre habe ich zum Schreiben genutzt und meinen Roman «Ein Eichenblatt in Avas Haar» vorangebracht, doch ich geniesse auch einfach den Blick ins Tal und den leuchtenden Wiesensalbei am Wegesrand.

Auch dieses Jahr im Mai war ich wieder für eine Woche in den Bergen. Sieben Tage habe ich alleine in einem gemütlichen, kleinen Maiensäss verbracht. Auszeit. Ohne Pläne. Ohne Menschen.
Bin spaziert, gewandert, hab Blumen bestimmt, gepflückt, verkocht und Holz gehackt. Mit Kühen gesprochen, mit den Bergen ausgetauscht. So weit, so idyllisch, n’est-ce pas?

Das ist aber nur eine Seite der Geschichte.

Die andere Seite ist diese: Ich kam aus einer sehr dichten, arbeitsintensiven und familienanstrengenden Phase in diese Auszeit. Und es dauerte geschlagene drei Tage, bis mein Nervensystem soweit reguliert war und ich wieder ruhig atmen und schlafen konnte. Krass. Hätte ich nicht gedacht. Ich bin sonst eher ein Champion-Chiller.

Und als ich endlich loslassen konnte, kamen allerlei Gefühle um die Ecke gerannt, um mir ans Bein zu pinkeln. Wut. Trauer. Ärger. Zum Teil konnte ich die Gefühle Geschehnissen und Situationen zuordnen, zum Teil nicht. Und so stellte ich mich (höchst widerwillig!) auch diesen Gefühlen: «Hoi ihr Lieben (ok, ehrlich gesagt so: Hoi ihr Hohlsäcke!), woher kommt ihr, wer seid ihr, was macht ihr hier, was wollt ihr mir erzählen, wow, seid ihr anstrengend, aber ok, trinken wir ein Glas Wasser zusammen.» Und so habe ich mit ihnen angestossen, Cheers! Und so war ich noch eine Runde lang wütend, traurig, müde, niedergeschlagen, angepisst, verwirrt und unglücklich.

Dann eine zweite Runde.

Dann eine dritte.

Eine Frage, die ich mir dann gestellt habe

Zurück zum Lieblings-Lebens-Kitsch: Auf der anderen Seite des Sturms wartete tatsächlich ein Regenbogen. In Form von Stille im Herzen. Und Liebe für mich selber. Schönster Regenbogen ever.

Was ich aus dieser Woche in den Bergen mitnehme, ist die Frage:

Wo bleibt im durchgeplanten Alltag die Zeit für vergrabene, schwere, ungemütliche Gefühle?

Die Antwort: Nirgends.

An dieser Stelle gibt’s keine Tipps und Ideen, wie wir das ändern könnten. Auch keine Analyse, was das mit uns macht, wenn wir diese Räume nicht haben / nehmen / finden / finden wollen.

Ich sage nur so viel: Das Jahr hat 365 Tage. 52 Wochenenden. Organisiert euch Zeiten, in denen ihr alleine seid. Ein paar Stunden. Ein paar Tage. Eine Woche. Allein spüren, denken, entscheiden, weinen, fühlen, handeln, austoben, still sein.

Könnte eine der Zutaten zum Weltfrieden sein. Könnte Stabilität und Resilienz bringen. Und ja, ich weiss – nicht so einfach zu organisieren, mit Kind und Kegel, Job und Verpflichtungen. Ich weiss. Ich WEISS es wirklich! Und doch ist es eine Entscheidung.

Muss man das überhaupt wollen? Nein.

Ich frage dich nur: Kennst du dich noch, wenn du nicht Mutter, Partnerin, Schwester, Tochter, Schwägerin, Chefin, Arbeitskollegin, Freundin, Nichte, Nachbarin oder Vereinsgspändli bist? Weisst du noch, wie du dich entscheiden, essen, kleiden, bewegen, frisieren (jawohl!) ausdrücken würdest, wenn du ganz DU wärst?

Eine spannende Frage, auf die es keine abschliessende Antwort geben muss. Wir leben in Gefügen, Familien, Systemen, sind Teil der Gesellschaft. Und das ist gut so. Aber lassen wir doch unserem Kern, unserer Ich-ohne-Form-von-Aussen, auch noch etwas Raum zum Atmen. So wichtig. So essenziell überlebenswichtig. Merkt man erst, wenn man einen Schritt aus der Bubble macht.

Zyklisch leben als feministischer Akt?

Hell yeah! Kaum war ich aus den Bergen zurück, stand der Frauenstreiktag in der Agenda. Viele gingen auf die Strasse. Ich nicht.

Meine Art von ‹auf die Strasse gehen›, meine Art von Frauen stärken: Aufklären über den Menstruationszyklus, über die vier inneren Jahreszeiten sprechen. Frauen damit bekräftigen, dass sie nicht falsche, komische, fehlerhaft verdrahtete, hormongesteuerte, seltsame Wesen sind, sondern fabelhafte, wertvolle, genau richtige Geschöpfe.

Und das in allen Zyklusphasen, mit ihren positiven und negativen Gefühlen, zu Hause zwischen Wäschebergen oder im Bündnerland zwischen echten Bergen.

Blog-Sommer

Hoi, ich bin Josianne,

die Frau hinter Quittenduft. Als Menstruationskundige und Zykluscoach gebe ich seit über 10 Jahren mein Wissen rund um den weiblichen Zyklus weiter. So auch hier auf meinem Blog, der dich dabei unterstützen soll, besser zu verstehen, was es mit dem zyklischen Leben auf sich hat. Mal nachdenklich, mal frech, mal superklug – aber immer bloody lesenswert.

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