Go f*ck yourself — Protokoll eines ganz normalen Zyklustag 31
Es gibt diese Tage, an denen das Leben sich wie ein wilder Ritt anfühlt.
Das folgende Protokoll habe ich an einem solchen Tag geschrieben.
Ein Zyklustag 31. Ein ganz normaler Tag kurz vor der Menstruation. Ein Tag ohne Termine. Ein Tag ohne Verpflichtungen. Ein Tag, der anstrengender nicht sein könnte.
Ich wartete auf das Blut. Das war seit drei Tagen überfällig. Schwangerschaft ausgeschlossen.
7.53 Muss dringend pinkeln. Schlurfe ins Bad, krieche ins Bett zurück. Freue mich auf ein paar Stunden Schlaf mehr. Ein Blick auf die Uhr sagt mir was anderes. Aufstehen. Mein Körper dachte, es wäre 4 Uhr morgens.
7.59 Zwei von drei Kindern sind auf. Das Dritte ist krank. Eines will Pancakes zum Frühstück. Das Zweite Eier. Ich Ruhe. Es gibt Brot.
9.10 Ich schmeisse die erste Wäsche in die Maschine. Zwei Dutzend schneeweisse Leinenservietten, die mein Mann beim Aufräumen der Schwiegerwohnung gefunden hat. Draussen windet es wie Sau. Herbststurm Benjamin lässt grüssen. Ich starre sehnsüchtig zum Wald.
9.13 Anruf in Abwesenheit vom Ex.
9.19 Bereite eine Fehler-Sätze-Schnitzeljagd vor für die Kinder. Homeschooling. Beantworte 3 Sprachnachrichten. Wüsste, ich müsste eine Vierte viel dringender beantworten, jemand wartet auf eine Terminbestätigung. Ich kann mich nicht dazu überwinden.
9.45 Kurze Lernpause. Packe zwei Kinderrucksäcke und eine Sporttasche aus. Spüle Wasserflaschen. Entsorge Öpfelbütschgi. Von der Werkstatt meines Mannes lärmt es. Steinbildhauer halt. Werkstatt liegt schräg unter unserem Wohnbereich. Er hat heute wohl die ganz schweren Geschosse im Einsatz. BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR. BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR. BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR. Direkt durch meinen Schädel.
10.01 Anruf in Abwesenheit vom Ex. Rufe ihn widerwillig zurück. Durchsage: Kann im Moment nicht erreicht werden. Ist mir auch recht.
10.20 Zurück am Schreibtisch. Weiterlernen, weiter schreiben, weiter motivieren, weiter korrigieren, weiter erklären, weiter im Text.
10.34 Sprachnachricht einer Freundin. Ihre Tochter hat die erste Menstruation. Wir freuen uns gemeinsam.
10.45 Austausch mit anderer Freundin. Wir versuchen zu eruieren, ob eine Mail, die wir beide erhalten haben, Spam, Scam oder echt ist.
10.55 Spange des mittleren Sohnes in Essigwasser einlegen. Weiter unterrichten.
11.07 Ältester Sohn schlurft aus dem Zimmer. Bleich wie die Stoffservietten, die ich eben aufgehängt habe. Der Wind rüttelt an den Fenstern. Aus der Werkstatt tönt es BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR.
11.13 zurück zu den Heftern. 30 Minuten volle Konzentration, dann sind sie aus dem Lernmorgen entlassen.
11.53 Ich werfe den Herd an. Pasta Bolo für die Familie, Fenchel, Pilze, Rüebli und Erbsen für mich. Will ja schliesslich was Gesundes. Scheiss Pasta aber auch immer. BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR.
11.57 Leere den Briefkasten. Meine Tochter hat eine Postkarte erhalten. Will sogleich zurückschreiben. Wählt eine Postkarte vom Muggenstutz, dem Haslizwerg, und will sie aber doch nicht hergeben. Kompromiss: Ich bestelle ihr eine Karte nach. Wahrscheinlich werde ich das versehentlich vergessen. Sie sicher auch.
12.12 Essen steht auf dem Tisch. Gespräche drehen sich ums Kranksein, meinen gestrigen Vortrag, das Musical, welches mein Mann gestern mit den Jüngeren zwei besucht hat. Erzählen, zuhören, Salz reichen, weiteren Tag organisieren, Bedürfnisse abholen. Hey Bluet, wo bisch?
12.27 Zwei Anrufe in Abwesenheit vom Ex.
12.45 Ich räume die Küche auf. Stopfe die nächste Wäsche rein. Die Tochter übt Schlagzeug. Ich Geduld.
13.25 Tochter will backen. Brioche. Ich soll ihr bitte helfen. Mein Auftrag an sie: Die Brüder sollen helfen. Und die Teigschüssel wird am Schluss selber abgewaschen, verstanden?
13.34 Mitten im Backprozess bemerken sie, dass drei Zutaten fehlen. Sie sausen in den Coop. Wieder zu Hause bemerken sie, dass jetzt nur noch eine von drei Zutaten fehlt. Nochmals zurück.
13.45 Die Hefe ist verschimmelt. Werde informiert, dass das egal sei, man könne einfach aussenrum abschneiden, und sie trotzdem brauchen. Ich bin skeptisch. Aber was weiss ich schon, ich hab' kein Hausfrauen-Diplom. Mann ist wieder an der Arbeit. BRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR.
13.55 Ich ziehe mir kurz die News rein, am Handy. Ich nenne es pathetisch ‹Pause machen›. Susan Boyle hat eine neue Frisur (very chic), wie jedes Jahr wird über die Zeitumstellung gejammert, the white, rich and old Mr. Asshole-Presidents haben noch immer eins an der Waffel und es gibt 10'000 Waschstreifen zu gewinnen. Soll ich den Artikel über den doppelten Orgasmus lesen, oder doch lieber den anderen über die 7 gravierendsten Fehler, die man beim Pastakochen machen kann? Ich entscheide mich für einen Bericht über Gesundheitsschuhe.
13.59 Die Zyklus-App sagt zu mir: «Mach heute nur, was dich glücklich macht.» Ich sage zu ihr: «Go f*ck yourself.» Es hat mich sehr glücklich gemacht, ihr das zu sagen.
14 Uhr Der Ex ruft an. Ich nehme den Anruf entgegen. Wir haben, wie immer, 180 Grad eine andere Meinung. Über den Sohn. Über seinen Weg. Über alles. 30 Sekunden später: Ein dumpfer Knall. Die Tochter, die fast nie weint, weint. Vom Trapez gefallen. Ich vertröste den Ex auf später und hänge auf. Das Telefon.
14.05 Ich bin so müde. Warum kommt das Blut nicht?
14.10 Ich ziehe den grossen, schweren Badezimmerbadewannevorlegerteppich, oder wie das Dings heisst, wieder aus dem Wäschekorb. Der hat jetzt lange genug darin gelegen. Ich schüttle ihn einmal über dem Balkongeländer aus, und lege ihn, ungewaschen, wieder zurück an seinen Ort. Merkt eh niemand. Lifehack für Schlaue. Und Faule.
14.18 Ich kotze mich bei meinem besten Freund eine Runde über den Ex aus. Bringt nichts, tut gut.
14.19 Der Brioche-Teig geht nicht auf.
14.15 Mache mir einen Leberwickel bereit. Brauche dringend eine richtige Pause. Schafgarben ins Wasser, aufkochen. Soll ich noch kurz staubsaugen, während die Kräuter ziehen? Nuscheli tränken, ab auf die Leber, Tuch drauf, Bettflasche drauf, Josianne meldet sich für 20 Minuten ab.
14.25 Vom Bett aus schaue ich lange zum Wald. Die Leber lebert vor sich hin. Benjamin tut sein Ding mit dem Wind. Ich will wirklich in den Wald. Er ruft so laut. Keine gute Idee, ich weiss. War schliesslich im Wald, als Lothar gewütet hat. Doch ich bin ein Trotzkopf. Immer noch.
14.27 Leise trippelt die Tochter neben meinem Bett durch. Mein Zimmer liegt sozusagen an der Durchgangsstrasse zum Estrich, Vorratskammer. Sie braucht Schokolade. Für die Brioche. Kann man auch nachträglich noch in den Teig kneten.
14.29 Handy schon wieder in der Hand. Ich bin fassungslos. Sandro hat tatsächlich mit Emma Amour Schluss gemacht. Hätte ich nie gedacht. Die Waschmaschine ist jetzt im Schleudergang. Da ich tagsüber selten im Bett liege, merke ich erst jetzt, wie auch mein Bett bizli mitschleudert. Ich. Hab. Kopfschmerzen.
14.45 Ich will Klavier üben. Jaja, trotz Kopfschmerzen. Ich kann ja was Ruhiges spielen. Es klingelt an der Tür. 5 x hintereinander. Was ist los? Mann und mittlerer Sohn rufen, sie wollen uns was zeigen. Stolz präsentieren sie uns eine selbstgemachte Rölle-Stein-Anlage – ‹röllen› nennt man einen Zwischenschritt bei der Verarbeitung von Einkorn. Da sie keine geeignete Mühle dafür gefunden haben, haben sie kurzerhand selber eine aus Stein gemacht. Praktisch, so ein Steinbildhauer in der Familie. Wir können jetzt Röllen.
15.10 Ich hänge die nächste Wäsche auf. Ich blicke aus dem Fenster, sehe eine Wolke in Form einer Robbe. Der Mann kommt rein, Telefon in der Hand, er regt sich auf über eine Fehlermeldung der Fotovoltaik-Anlage. Ich klaube Teigresten von den Socken der Tochter.
15.15 Ich überwinde mich und rufe den Ex wieder an. Er geht nicht ran. Bloody hurray.
15.48 Diskussion mit krankem Sohn über die Schachtel Eier, die noch IMMER nicht im Kühlschrank steht. Das sei gefährlich, die werden schlecht. Haben sie gerade in der Berufsschule gelernt, das über die Eier. Und überhaupt, ob er sich Eier mit Speck zum Zvieri machen könne? Gopfertamminamal, kann die Küche nicht einmal für 20 Minuten sauber und geschlossen bleiben? Scheinbar nicht in dieser Familie.
15.50 Tochter fragt, ob ich etwas mit ihr spiele. Ich will nicht. Ich bin eine Rabenmutter. Wir spielen Stadt-Land-Fluss. Gegenstand mit G: Granate. Beruf mit M: Mörderin. Gegenstand mit T: TNT.
16 Uhr Die Brioche sind im Ofen.
16.02 Ich setze mich ans Klavier. Es steht mitten im Wohnzimmer. Ich will für 5 Minuten spielen, konzentriert. In Ruhe. Ich spiele Bach. Doch alles geht bachab. Ich treffe die Töne nicht. Tochter und Sohn streiten sich um das Trapez. Ich gebe auf. 3 Anrufe in Abwesenheit vom Ex.
16.08 Ich schnappe meine Teetasse, flüchte ins Gartenhaus und weine ein bisschen. Ich will nach Alaska. Nach Island in eine heisse Quelle. Zurück in Mamas Bauch.
16.15 Nehme mein Handy zur Hand und habe grosse Lust in meinen Status zu schreiben, dass ich bis Sonntagabend telefonisch nicht erreichbar bin. Könnte ja schreiben, ich sei an einer Weiterbildung. Und falls jemand nachfragt, sage ich einfach was mit Selbstfürsorge. Entscheide mich doch dagegen.
16.30 Ich blicke durch die schmutzigen Fenster in den Garten. Davor wachsen die Tomaten. Ich setze mich zu ihnen. In die Sonne. Schliesse die Augen. Atme durch. Vor mir steht mein Quittenbaum. Das Windspiel klirrt leise. Ok. So ist's besser. Ich werde ruhiger. Ich höre Schritte. Die Tochter bringt mir ein ofenwarmes Brioche. Köstlich. «Das Erste ist für dich, Mama, weil du die Beste bist.» Und ich habe die beste Tochter der Welt.
16.45 Wir essen, geniessen. Wir stehen auf. Ich bleibe an dem Drahtgitter hängen, auf dem ich scheinbar gesessen bin. Es reisst mir ein Loch in die einzigen Leggins, die noch ganz waren.
17.01 Ich wasche die Teigschüssel ab.
17.30 Ich nehme noch ein Brioche, obwohl ich denke, ich sollte keines mehr essen. Weissbrot. Zucker. Ich esse drei. Verzichte darauf, die Kalorien zu zählen. Vertraue jetzt einfach mal darauf, dass die mich von allein finden.
17.40 Die Tochter bricht auf ins Turnen.
17.58 Ich tippe diese Worte ein. Am Gartentisch. Friere mir die Hände ab. Der Mann sitzt im Büro. Wir tun beide so, als ob der andere das Abendessen kochen würde.
18.20 Der Sohn muss ins Aikido. Zum Glück hat er keinen Hunger, denn das mit dem Abendessen haben wir verpeilt.
18.30 Es zieht im Bauch. Und zwickt. Mein Blut, sonst regelmässig wie ein Ührli, lässt noch immer auf sich warten. Perimenopause?
20.34 Alle wieder zu Hause. Kranker Sohn hat wieder Appetit. Wir essen. Ich schlafe fast über dem Teller ein.
21 Uhr Geschichten vorlesen. Runterfahren. Endlich.
22.15 Uhr Es ist ruhig im Haus. Alle im Bett. Mache mir eine Bettflasche. In meinem Zimmer zünde ich ein Cherzli an, halte getrockneten Salbei in die Flamme. Sinke ins Bett. Auf die Nacht ist immer Verlass. Auf den Tod auch.
22.40 Ich schlafe ein.
03.30 In der dunkelsten Stunde der dunklen Nacht beginnt das Blut zu fliessen. Zyklustag 1.

Hoi, ich bin Josianne,
die Frau hinter Quittenduft. Als Menstruationskundige und Zykluscoach gebe ich seit über 10 Jahren mein Wissen rund um den weiblichen Zyklus weiter. So auch hier auf meinem Blog, der dich dabei unterstützen soll, besser zu verstehen, was es mit dem zyklischen Leben auf sich hat. Mal nachdenklich, mal frech, mal superklug – aber immer bloody lesenswert.
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Mit «Hello Zyklus!» Schritt für Schritt ins zyklische Leben eintauchen
Ich, Josianne, erkläre dir in 3 Schritten höchstpersönlich die Basics:
- Was es mit dem inneren Frühling und Sommer auf sich hat und was du in der ersten Zyklushälfte beachten darfst, damit du nicht ausbrennst und uf dä Felgä bei der nächsten Mens ankommst.
- Selbstbeobachtung: Das A und O im zyklischen Leben - wie du ganz easy damit beginnst und warum es dir hilft, ALLE Zyklusphasen smart für dich zu nutzen (inklusive Zyklusrad zum Ausfüllen.)
- Wie du dich so durch den inneren Herbst und Winter navigierst, dass du die Zeit vor und während der Mens nicht mehr absitzt, sondern in Zukunft bloody good meisterst.
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