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JOSIANNE VON QUITTENDUFT

Nein, das ist nicht mein Adels­ti­tel. Ich bin ganz ein­fach die Josi­an­ne – Zyklus­men­to­rin, Mens­trua­ti­ons­kun­di­ge und Autorin. Und Quit­ten­duft ist mein Her­zens­pro­jekt. Lust, mich ein biss­chen bes­ser ken­nen­zu­ler­nen? Ich fan­ge mal an, isch guet? Wie ich so ticke, wann ich mei­ne Klap­pe nicht hal­ten kann und war­um ich immer wie­der aus der Schub­la­de raus­sprin­ge.

Früh­mor­gens mag ich mein Gesicht noch nie­man­dem recht zei­gen. Es ist ver­knit­tert, wie eine Mohn­blu­me kurz vor dem Blü­hen und mein Mund ist trä­ge wie der eines halb­le­bi­gen Bar­sches. Kom­me ich aber mal in die Gän­ge, erle­di­ge ich flink wie ein Prä­rie­huhn vie­les auf ein­mal – was ganz prak­tisch ist, wenn frau Fami­lie, Busi­ness, Home­shoo­ling und Kräu­ter­lie­be unter einen Hut brin­gen will. Seit ich zyklisch lebe gelingt es mir, mei­nen All­tag bewusst und res­sour­cen­scho­nend zu gestal­ten. Und das ist doch ein­fach gross­ar­tig, nicht? Über das zykli­sche Leben zu berich­ten, ist mei­ne Lei­den­schaft, mei­ne Beru­fung und mein Beruf. Wenns ums Frau­en­wohl und um Self­ca­re geht, kann ich mei­ne Klap­pe ein­fach nicht hal­ten. Es spru­delt nur so aus mir raus. Sor­ry, not sor­ry!

Manch­mal schrei­be ich Gedich­te, inspi­riert von der Lie­be, von fer­nen Län­dern und vom Leben. Im Wald bau­en mei­ne Kin­der und ich den Zwer­gen klei­ne Unter­stän­de, wir brin­gen ihnen Blu­men und wil­de Brom­bee­ren. Ich mag Ritua­le, Feu­er und mei­ne Freun­de. Ich ver­brin­ge so viel Zeit wie mög­lich im Wald — an kei­nem ande­ren Ort kann ich mei­ne Bat­te­rien bes­ser auf­la­den.

Den Kopf voller Abenteuer, die Füsse am Boden

Ich bin ein Rei­se­füd­li: Egal ob in der gros­sen wei­ten Welt, in der Schweiz, im Kopf oder im Her­zen. Nach Irland, Kali­for­ni­en oder Hawaii. Nach Win­ter­thur und in die Bünd­ner Ber­ge. Fan­ta­sie­rei­sen durch dich­te Dschun­gel, den Red­wood-Forest und betö­ren­de, ver­zau­ber­te Gär­ten, durch Höh­len und zu spie­gel­glat­ten Berg­seen – für mich gibts nichts Schö­ne­res!

Mein Zuhau­se ist aber hier in einem klei­nen Dorf im Ober­aar­gau. Mit mei­nem Mann und unse­ren drei Kin­dern bewoh­ne ich ein Haus mit Gar­ten, wo die Blu­men und Kräu­ter wach­sen und spries­sen, als hät­ten sie auf mich gewar­tet. Und mei­ner Mei­nung nach, ist das auch so. Denn, es ist ein­fach Zeit. Zeit um anzu­kom­men, um Wur­zeln zu schla­gen und um mei­nen Traum, der Ent­ta­bui­sie­rung der Mens, zu ver­wirk­li­chen.

So, jetzt weisst du (natür­lich nicht) alles über mich. Was? Du häsch nanig gnueg? Zum Des­sert hier ein paar der wich­tigs­ten und unwich­tigs­ten Fra­gen aus der Serie «Was du schon immer wis­sen woll­test» – die Quit­ten­duft-Com­mu­ni­ty stellt Fra­gen und ich habe geant­wor­tet. A glim­pse in Josi­an­nes (Innen-)Leben, qua­si.

War­um der Name Quit­ten­duft?
Ich lie­be den Duft von Quit­ten – so sam­tig, woh­lig und müt­ter­lich. Ein Duft von abso­lu­ter Gebor­gen­heit. Mei­ne Mut­ter hat immer den aller­feins­ten Quit­ten­ge­lee gekocht und wenn ich heu­te Quit­ten­duft rie­che, ist das Leben für mich rund­um per­fekt. Die Quit­te ist ein Baum, sie ist ver­wur­zelt, trägt Blät­ter und die­se wun­der­ba­ren Früch­te. Auf den ers­ten Blick ist die Quit­ten­frucht kei­ne klas­si­sche Schön­heit, biz hart und hol­zig und man muss sie erst lan­ge weich­ko­chen, bevor man sie genies­sen kann. Doch genau das gefällt mir so an ihr. Sie ist eben kei­ne per­fek­te Erd­bee­re.

Und: Die Quit­te ist eine sehr weib­li­che Frucht. Über sie wird gesagt: «Die ange­nehm duf­ten­den und sehr schmack­haf­ten Früch­te gel­ten auch als Geschenk. Es sind Geschen­ke an die weib­li­chen Schöp­fe­rin­nen­qua­li­tä­ten. Die Quit­te ist eine Frucht der Mut­ter-Göt­tin.» Na also!

Wie hat alles ange­fan­gen?
Durch eine gros­se Ver­än­de­rung in mei­nem Leben fand ich über Heil­kräu­ter den Zugang zu mei­nem Frau­sein wie­der. Ich habe ange­fan­gen Kräu­ter­sal­ben, Tink­tu­ren, Öle und Bal­sa­me her­zu­stel­len. Nach­dem ich über zehn Jah­re lang immer wie­der an Bla­sen­ent­zün­dun­gen litt, Anti­bio­ti­ka nahm und alle Mit­tel­chen dage­gen durch­pro­biert habe, fand ich irgend­wann raus: «Läck, jetzt ist aber genug! Ich brau­che ein­fach eine Sal­be, die mir gut­tut und mich vom Stress her­un­ter­holt.» So erfand ich kur­zer­hand den Yoni Bliss® Kräu­ter­bal­sam. Die­se wun­der­ba­re Sal­be für ‹da unten› mau­ser­te sich in null­kom­ma­nix zum abso­lu­ten Lieb­ling mei­ner Kun­din­nen. Mit ihr ist dann Quit­ten­duft kräf­tig gewach­sen das hat mich wei­ter­ge­führt zum zykli­schen Leben, zum Zyklus, zur Mens­trua­ti­on und dem Wunsch mein Wis­sen wei­ter­zu­ge­ben. Et voi­là!

Mond­zy­klus und Kräu­ter­bal­sam: Bist du eine Eso-Tan­te?
Man könn­te es auf den ers­ten Blick mei­nen, ja. Ich sel­ber fin­de natür­li über­haupt nicht, dass ich eine bin. Aber das wür­de eine Eso-Tan­te auch von sich behaup­ten. Ich weiss ehr­lich gesagt auch nicht, wie ich mich bezeich­ne. Aber ich bin sehr prak­tisch, prag­ma­tisch und all­tags­be­zo­gen. Alles was ich erzäh­le oder schrei­be, soll für nor­mal­sterb­li­che Men­schen ver­ständ­lich sein – nix abge­ho­ben und so. Ich will in kei­ne Schub­la­de gesteckt wer­den. Men­schen machen das zwar ger­ne und wer mich in eine ste­cken will, soll das machen. Ich komm ein­fach immer wie­der raus.

Hast du ein bestimm­tes Voll­mond­ri­tu­al?
Manch­mal ja, manch­mal nein. Manch­mal ste­he ich ein­fach ein biss­chen län­ger unter dem Apfel­baum auf dem Weg zum Kom­post.

Wie ist dein beruf­li­cher Wer­de­gang?
Als Kind woll­te ich Mat­ro­sin, Raub­tier­domp­teu­rin oder Last­wa­gen­fah­re­rin wer­den. Als Teen­ager Bas­ket­ball­spie­le­rin, Non­ne oder Cow­girl (mit india­ni­schem Boy­fri­end, der Rote Sei­den­schal lässt grüs­sen). Ich bin dann erst­mal Buch­händ­le­rin gewor­den. Ein Beruf, den ich noch heu­te wäh­len wür­de. Zwi­schen län­ge­ren Rei­sen habe ich im Gast­ge­wer­be gejobbt, als Büro­gum­mi und Orga­ni­sa­to­rin von Tanz­an­läs­sen. Dann kam der cools­te und inten­sivs­te Job von allen: Mama wer­den – und sein! Ich begann immer mehr mich mit mei­nem Frau­sein zu beschäf­ti­gen und ent­wi­ckel­te selbst­ge­mach­te Natur­kos­me­tik­pro­duk­te, die ich auf Märk­ten und in mei­nem Online­shop ver­kauf­te. Ab 2015 habe ich alle auf­find­ba­ren Zyklus-Schu­lun­gen absol­viert: bei Lisa Lis­ter, Lucy Pear­ce, Ali­sa Vitti und wei­te­ren. Habe jedes geschrie­be­ne Wort und Buch dar­über auf­ge­so­gen. Im Jahr 2016 hielt ich die ers­ten Zyklus­kur­se bei uns im Dorf, und seit 2017 set­ze ich mei­nen gesam­ten Fokus auf das Wei­ter­ge­ben von Zyklus­wis­sen, zykli­schem Leben, zyklus­ori­en­tier­tem Arbei­ten. Seit 2020 mein Buch ‘Back to the Roots — zyklisch leben mit immenser Freu­de’ erschien, geht mei­ne Arbeit ab wie ein Zäpf­li. Heu­te hal­te ich vie­le Vor­trä­ge, Web­i­na­re und Zyklus-Schu­lun­gen für Teams. And I bloo­dy love it!

Und was macht dich zur Exper­tin für Zyklus­fra­gen und Mens­trua­ti­ons­the­men?
Dass ich die Fähig­keit habe, mich zu reflek­tie­ren und mein Leben, mein zykli­sches Leben, so genau unter die Lupe zu neh­men, dass ich das sehr anschau­lich wei­ter­ge­ben kann. Selbst­er­lern­tes Wis­sen hat lei­der einen sehr tie­fen Stel­len­wert in unse­rer Gesell­schaft. Wir brau­chen heu­te für alles ein Papier und müs­sen etwas vor­wei­sen kön­nen. Ich habe weder Hoch­schul­ab­schluss noch ein Stu­di­um im Port­fo­lio – also keins die­ser papie­ri­gen Sachen, die der Staat aus­stellt. Aber da exis­tiert auch nichts der­glei­chen, weil die The­ma­tik, weder im Psy­cho­lo­gie- noch im Medi­zin­stu­di­um, auf die Art behan­delt wird, wie ich es mir wün­sche. Mich zeich­net die über 10-jäh­ri­ge Erfah­rung aus, mei­ne über 8000 Kurs­teil­neh­me­rin­nen, mit denen ich teils im regen Aus­tausch bin, mei­ne Recher­chen zu Urvöl­kern, Stu­di­en und Aus­wer­tun­gen von ande­ren und mei­ne eige­nen For­schun­gen im Sin­ne von umfang­rei­chen Fra­ge­bö­gen für mei­ne Kurs­teil­neh­me­rin­nen.

War­um beschäf­tigst du dich mit dem Zyklus?
Der Zyklus und ich, wir sind kei­ne los­ge­lös­ten Ele­men­te – wir gehö­ren zusam­men. Und da ich mich mit mir sel­ber beschäf­ti­ge, ist mein Zyklus unmit­tel­bar immer auf mei­nem Radar. Seit ich viel über den Zyklus und über das zykli­sche Leben weiss, bin ich best fri­end mit mir sel­ber. Denn, etwas schlaue­res, lie­be­vol­le­res und prak­ti­sche­res als zyklisch zu leben, gibt es nun mal nicht.

Wann hast du das ers­te Mal bewusst über dei­nen Zyklus nach­ge­dacht?
Uiii, das weiss ich nicht. Was ich weiss – und das darf ich hier fast nicht sagen – ich bin fast 20 Jah­re lang, jeden Monat von mei­ner Mens über­rascht wor­den. Immer erst rück­bli­ckend: «Aha, dar­um mei­ne Stim­mung, dar­um bin ich so beschis­sen drauf: Ich hab wie­der mal die Mens.» Wo ist da der Lern­ef­fekt? Kei­ne Ahnung, war­um ich das nicht vor­her gecheckt habe. Aber es hat wohl damit zu tun, dass es so ein Tabu ist. Für mich hat mein Zyklus eine lan­ge Zeit schlicht aus der Mens und aus dem Eisprung bestan­den, also den bei­den Gegen­po­len. Und das ist bei sehr vie­len Frau­en so. Die Mens merkt frau ja, weil sie rot ist und teil­wei­se auch den Eisprung – weil frau ihn spürt oder einen Kin­der­wunsch hat. Nach einer Unter­leibs­in­fek­ti­on und zwei Eilei­ter­schwan­ger­schaf­ten konn­te ich nicht mehr auf natür­li­che Wei­se schwan­ger wer­den und wir habens per In-Vitro-Fer­ti­li­sa­ti­on pro­biert. Da muss­te ich dann erst­mals mei­nen Zyklus beob­ach­ten, um über­haupt den gan­zen Pro­zess durch­lau­fen zu kön­nen.

«Bloo­dy» scheint dein Lieb­lings­aus­druck zu sein. Wie kommt das?
Ich habe vie­le Mona­te in Irland ver­bracht und dort ist ein­fach jedes zwei­te Wort «bloo­dy» oder «che­ers». Auf Schwei­zer­deutsch sagt man, etwas ist «uhue­re guet» oder «uhue­re schön» und das fin­de ich biz doof – ein­fach von der Wort­her­kunft her. Dage­gen hat «bloo­dy» so etwas anrü­chi­ges, pira­ti­ges, ist biz frech, aber heisst wört­lich über­setzt ja blu­tig. Und das passt doch wie eine Faust aufs Auge zu mei­ner Arbeit.

Du hast Fami­lie mit drei Kin­dern, ein Haus, ein Gar­ten und ein Busi­ness. Jetzt mal ehr­lich: Wie schaffst du das alles?
Das wer­de ich oft gefragt. Die ers­te Ant­wort ist, ich arbei­te wahn­sin­nig gern. Ich lie­be (fast) alle Aspek­te mei­nes Jobs. Die, die ich nicht so lie­be, die wer­den ein­fach out­ges­ourct. Ich bin näm­lich nicht allei­ne unter­wegs mit Quit­ten­duft.

Die zwei­te Ant­wort: Ich ken­ne mei­nen Zyklus und – tat­aaaaa – hat bei mir alles sei­nen Platz, sei­ne Zeit, und so geht es ein­fach 100 mal rin­ger. Ich weiss ganz genau, wann ich total schnell alle E‑Mails beant­wor­tet habe oder wann ich mich stun­den­lang in mei­nen Kopf zurück­zie­hen und mir die kras­ses­ten Sachen aus­den­ken kann. Ich weiss, wann ich netz­wer­ken kann und wanns mich fast kaputt macht. Das sind so Erfah­run­gen, die sich durch das zykli­sche Leben her­aus­kris­tal­li­siert haben. Und trotz aller Geschäf­tig­keit, bin ich die meis­ten Nach­mit­ta­ge im Gar­ten mit mei­nen Kin­dern und wir machen Feu­er und bra­ten Pop­corn. Ich wer­de oft als wahn­sin­nig fleis­si­ge Frau wahr­ge­nom­men. Dabei gehe ich vor zehn Uhr abends ins Bett und ste­he nicht vor mor­gens um acht Uhr auf – bin also weder ein Mor­gen­mensch noch eine Nacht­eu­le. Aber wenn ich wach bin, bin ich voll prä­sent. Und ich den­ke mega viel: ob beim Spa­zie­ren, Jäten oder Kochen. Dabei bren­nen höchs­tens mal ein paar Sachen an. Ich kann nicht vor dem Com­pi sit­zen und mir aus­den­ken, was ich alles für Quit­ten­duft machen könn­te. Son­dern ich den­ke, setz­te mich dann vor den Com­pi und machs.

Und wenn du mal grad nicht quit­ten­duf­tig unter­wegs bist, was machst du da am liebs­ten?
Ich unter­neh­me am aller­liebs­ten öpis mit mei­ner Fami­lie oder mit mei­nen Freun­din­nen. Das ist mir sehr wich­tig: Zeit haben für lie­be Men­schen in mei­nem Leben. Ich brau­che aber auch viel Zeit für mich allei­ne. Auf mei­ner Wunsch­lis­te ste­hen zuoberst so Sachen wie KLa­vier­spie­len, end­lich wie­der eine Töp­fer­klas­se besu­chen oder bes­ser Spa­nisch zu ler­nen. Aber der Tag hat nur 24 Stun­den – auch bei mir.

Was wünschst du dir für unse­re Gesell­schaft?
Mehr Herz­lich­keit und mehr Ehr­lich­keit. Ich möch­te mehr Men­schen sehen, die ein­an­der fra­gen «wie geht es dir?» und die sich Zeit neh­men, die Ant­wort anzu­hö­ren, egal wie die­se aus­fällt. Ich wün­sche mir, dass Gebä­ren und Ster­ben in Wür­de und Selbst­be­stimmt­heit für alle mög­lich ist. Ich wün­sche mir, dass Ritua­le in Dorf­ge­mein­schaf­ten Ein­zug hal­ten, damit wir ein­an­der wie­der mehr wert­schät­zen. Ich wün­sche mir, dass die Gesell­schaft (also wir alle!) die wirk­lich wich­ti­gen Aspek­te eines Men­schen­le­bens wie­der mehr gewich­ten. Let’s do that!

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