Lisas Geschichte

Erstes Kapitel:


Lisa und ich ken­nen uns seit mehr als 15 Jahren. Sie ist eine Energiebombe, qui­etschlebendig, tanzt wie eine Göt­tin und ist ein­fach eine tolle Socke! Und sie lebt seit ihrem Kurs­be­such bei mir zyk­lisch. Mehr oder weniger. Aber immer eher mehr. Und das sieht bei ihr so aus:

Sie stand im Tanzraum, um einen Tanz­work­shop vorzu­bere­it­en. Sie wurde ange­fragt, um bei einem inter­na­tionalen Work­shop Solo­jazz zu unter­richt­en. Wöchentlich hat­te sie ca. 2 bis 3 Stun­den Zeit für die Pla­nung, immer am Mittwoch. Sie wollte ihre Sache gut machen, denn sie war ein biss­chen nervös, da recht ange­se­hene, inter­na­tionale Lehrer*innen zu diesem Work­shop ein­ge­laden wur­den.

Der erste Vor­bere­itungsmittwoch sah so aus: Sie suchte sich die schnell­ste Musik aus, wollte alles auf Tem­po machen. Charleston. So ein Tanz, wo du vor lauter Beine fliegen den Boden gar nicht mehr siehst. Sie wollte so richtig lustige, hibbe­lige Stun­den anbi­eten mit enorm schnellen Chore­o­gra­phien. So, dass kaum mehr jemand mithal­ten kon­nte, aber das war ihr recht egal. Sie wollte ÄKSCHEEEN!
(Sie war in ihrem inneren Früh­ling).

Der zweite Vor­bere­itungsmittwoch sah so aus: Sie zerknüllte das Vor­bere­itungs­blatt vom vorgängi­gen Mittwoch, da sie diese Tem­po-Idee plöt­zlich total doof fand. Sie wollte nun lieber alle coolen Styling-Ele­mente ein­bauen. Fokus darauf leg­en, wie man sich in Szene set­zt während dem Tanzen, so dass es ganz smooth und gediegen aussieht und eine glanzvolle, bom­bastis­che Choreo unter­richt­en.
(Sie war in ihrem inneren Som­mer).

Der dritte Vor­bere­itungsmittwoch sah so aus: Sie zerknüllte das Vor­bere­itungs­blatt vom vorgängi­gen Mittwoch, da sie diese Styling-Sache plöt­zlich total doof fand. Sie hin­ter­fragte ihr ganzes Kön­nen, ver­glich sich mit den anderen Teach­ern, fand, sie sei die schlecht­este Tanz-Lehrerin der Welt, jede ange­fan­gen Choreo fand sie scheisse.
(Sie war in ihrem inneren Herb­st).

Da hat­te sie DIE Idee! Sie schaute auf ihrer Zyk­lus-App nach, in welch­er Zyk­lus­phase sie am Work­shop-Week­end sein wird. Und siehe da: Men­stru­a­tion – inner­er Win­ter! Sie besann sich darauf, was ihr sel­ber im inneren Win­ter gut tut, aber auch darauf, was sie dann beson­ders wertvolles zu bieten hat: Ihre Intu­ition ist während der Men­stru­a­tion sehr gut. Im Ein­klang mit ihrem Bauchge­fühl kann sie in dieser Zeit jew­eils sehr gut auf ihre Tanz-Schüler*innen einge­hen. Sie hat dann jew­eils ein tolles Gespür für die Klasse und die richtige Musik.

So ging sie zu diesem Work­shop OHNE eine einzige Choreo im Gepäck, an welche sie sich son­st immer geklam­mert hat, da diese ihr Sicher­heit gaben. Sie unter­richtete Impro­vi­sa­tion und Musik­in­ter­pre­ta­tion, sie set­zte auf das GEFÜHL beim Tanzen, sie ver­mit­telte Sicher­heit und Genuss an der Bewe­gung. Sie bestärk­te ihre Schüler*inneninnen in dem, was sie kon­nten und woll­ten und spürten.

Gle­ichzeit­ig schaute sich Lisa sel­ber gut: Sie ass in den Pausen genug, und ver­brachte sie nicht wie son­st mit Smalltalk oder Organ­i­sa­tion. Sie ging abends früher von den Par­tys nach Hause. Sie plante nach dem Week­end eine Erhol­ungsphase ein. Sie war nach dem Week­end zwar total müde, aber nicht aus­ge­laugt. Sie musste sich nicht ver­biegen und war sel­ber erfüllt. Und das schön­ste: alle Kursteil­nehmerin­nen von ihr fühlten sich total abge­holt, neu in den Tanz ver­liebt und waren auch in ihrem Selb­stver­trauen gestärkt, welch­es sich ganz sich­er nicht eingestellt hätte, wenn Lisa sie mit schnell­ster Musik durch die Klassen gejagt hätte.

Ich sage nur: BLOODY WELL DONE LISA! So geht zyk­lisch leben! Grösster Akt der Selb­stliebe, oder? Find­ed­er au?

Zweites Kapitel:

Es stand ein Geburt­stag an, ein ziem­lich run­der. Der von Lisas Part­ner. Viele Gäste waren ein­ge­laden. Lisa LIEBT Feste! Lisa liebt Gesel­ligkeit. Bei der Ideen­samm­lung war sie noch voll motiviert: Balkan­band, Aareschwim­men, Kinderdis­co, Strassenkün­stler, Buf­fet, etc.

Je näher das Fest kam, desto weniger hat­te Lisa Lust darauf.

Kurz vor dem Fest, in den Tagen, wo alles noch hätte fer­tig vor­bere­it­et wer­den müssen, bekam sie ihre Tage. Ohne Energie ver­suchte sie, bei den let­zten Vor­bere­itun­gen mitzuhelfen. Da einige Dinge kör­per­lich anstren­gend waren, nicht klappten, fehlten oder kaputt waren (Luft­ma­tratze ohne Stöpsel und so, adé gemütlich­es Nacht­lager, DRAMA!!!!), war sie total emo­tion­al, freud­los und ein­fach nur schlapp.

Am Tag des Festes, es war ihr Zyk­lustag 4, war sie im Schlum­mer­modus. Ihr Kör­p­er war müde, sie hat­te keine Lust auf Leute. Da war es ihr ger­ade recht, dass ihr Vater auch am Fest war. Mit ihm set­zte sie sich in eine Ecke, sie tranken Kaf­fee, und für ein­mal kam es ihr recht, dass ihr Vater ein eher wortkarg­er Men­sch ist. Die Sit­u­a­tion war ver­traut und forderte nicht allzu viel von ihr. Per­fekt.

Lisa sagt: «….es war genau richtig so, denn nor­maler­weise hätte ich wohl keine 5 Minuten mit meinem Vater gere­det vor lauter rum­ren­nen, quatschen und tanzen mit den «span­nen­deren» Leuten…».

Ein Gast bot spon­tan an, die Kinderdis­co zu übernehmen. Früher hätte Lisa abgewinkt und es ein­fach durchge­zo­gen, denn sie hat ja mal «Ja» dazu gesagt. Dies­mal sagte sie ein­fach nur «Danke» und klebte weit­er auf ihrem Stuhl, und freute sich an allen helfend­en Hän­den der Gäste. Vor dem Wis­sen um ihre ver­schiede­nen Zyk­lus­phasen hat sie Hil­fe immer abgewiesen. «Geht ja schon»….. – ken­nen wir alle!

Lisa hat sich vor meinem Kurs zu Leis­tun­gen gezwun­gen. Sie hat ihre Verpflich­tun­gen immer sehr ernst genom­men, ob sie dazu Energie hat­te oder nicht. Sie hat ihre schlechte Laune run­tergeschluckt und darüber hin­weggelacht. Sie hat sich gegen aussen ver­bo­gen, gegen innen war es anstren­gend. Nicht immer war es anstren­gend, denn im inneren Früh­ling und Som­mer hat­te sie haufen­weise Energie. Herb­st und Win­ter? Soso lala! Heute ist Lisa ganz entspan­nt im Umgang mit ihren inneren vier Jahreszeit­en, also mit ihrem Men­stru­a­tion­szyk­lus. Sie find­et es voll ok, nicht immer Voll­gas zu geben. Sie kann geniessen. Sie ist gut genug, auch wenn sie nicht an jed­er Ecke mit anpackt und über­all dabei ist.

Meine Frage an dich ist nun: «Wie viel von deinem Inneren gibt’s du auf, damit du zum Äusseren passt?»

Blog-Herbst

Hoi, ich bin Josianne,

die Frau hinter Quittenduft. Als Menstruationskundige und Zykluscoach gebe ich seit über 10 Jahren mein Wissen rund um den weiblichen Zyklus weiter. So auch hier auf meinem Blog, der dich dabei unterstützen soll, besser zu verstehen, was es mit dem zyklischen Leben auf sich hat. Mal nachdenklich, mal frech, mal superklug – aber immer bloody lesenswert.

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