Linear ist auch nicht so schlecht

Ich schubla­disiere. Men­schen, Sit­u­a­tio­nen, Umstände. Ich ordne gerne ein. Die guten ins Töpfchen, die schlecht­en ins Kröpfchen, obwohl ich nicht weiss, was ein Kröpfchen ist. Ich bew­erte. Ich schätze ein und ab. Das war, und ist vielle­icht immer noch, über­lebenswichtig. Schliesslich mussten wir mal innert Sekun­den abschätzen, ob es sich um einen lebens­bedrohlichen Säbelzah­ntiger oder eine harm­lose Tiger­ente han­delt.

Ich sel­ber will aber in keine Schublade rein. Ich passe auch in fast keine. Und doch fasziniert mich mein eigenes Bedürf­nis nach ein­er Einord­nung und Analyse von Gedanken, Sit­u­a­tio­nen oder Ver­hal­ten von anderen und mir sel­ber.

Was mich auf die Palme bringt sind Meschen, die zu fest im schwarzweiss-Denken fes­thän­gen.
Diese entwed­er- oder-Hal­tung. Die gut- und schlecht-Ein­teilung. Und zwar auch innert Sekun­den, bei kom­plett frem­den Men­schen und Sit­u­a­tio­nen, die uns nichts ange­hen.
Sehr sel­ten ken­nen wir Beweg­gründe von Men­schen wirk­lich, so sel­ten haben wir einen Ein­blick in ein ganzes Leben. Wir sehen viele kleine Auss­chnitte vom Leben ander­er und denken uns dann den Rest der Sto­ry dazu. Wir bew­erten, verurteilen, teilen ein.

Bei vie­len Men­schen, die zum ersten Mal mit mein­er Zyk­lus-Arbeit in Berührung kom­men, höre ich fol­gende Argu­mente.

Zyk­lisch leben geht nicht,

  • weil ich Kinder habe.
  • weil ich in meinem Job ein­fach funk­tion­ieren muss.
  • weil es nie­man­den etwas ange­ht, darüber spreche ich nicht.
  • weil es dem Chef ziem­lich egal ist, wo ich im Zyk­lus ste­he.
  • weil das Leben kein Pony­hof ist.
  • weil mein Mann das doof find­et (ganz schlechte Begrün­dung, im Fall).

Ok.

Das Gle­iche gilt bei dem Mod­e­trend, die Men­stru­a­tion zu feiern! Das KANN Frau selb­stver­ständlich machen. Das darf sie. Das ist toll (Wer­tung, ich weiss, aber hey, bei meinem Job darf ich das wohl sagen).
Das Ding ist, nie­mand MUSS die Men­stru­a­tion jet­zt feiern, nur weil das The­ma nicht mehr ganz so tabu ist.

Zwis­chen Tabu, Scham und Eck­el und ein­er Peri­o­den-Par­ty liegen Wel­ten von Möglichkeit­en, wie wir mit der Men­stru­a­tion, dem Zyk­lus, umge­hen kön­nen.

Zwis­chen lin­earem Denken und zyk­lis­chem Leben liegen unzäh­lige Vari­anten von einem gesun­den, nähren­den Lebensstil.

Lin­ear­es Ver­hal­ten bein­hal­tet die Möglichkeit von enorm viel Schmerz und Zer­störung. Von Erschöp­fung, Gle­ichgültigkeit und Über­forderung. Höher, schneller und bess­er laugt aus. Macht kaputt. Raub­bau an Kör­p­er, Geist und Ressourcen der Erde.

Mein Fre­und Char­ly, der kein Geiss­bock ist, hat mir in einem Inter­view gesagt:
«Lin­ear im Grund­satz oder richtig ver­standen ist nicht schlecht – lin­ear ist auch pos­i­tiv und kann sich verbinden mit dem Zirku­laren. Das zirku­lare Naturge­setz ist auch nicht nur gut. Wenn ich mich im Regen­wald ver­laufe, bin ich tot. Die Natur ist wed­er gut noch schlecht, sie ist ein­fach. Ein Feuer kann dir das Leben ret­ten oder nehmen. Das Wass­er eben­so.»

So sind wir beim berühmten Mass der Dinge, der der Menge, die das Gift macht, ange­langt.

Span­nend finde ich dazu diese Fra­gen:

  • Wie kön­nen wir zyk­lisch leben in ein­er lin­earen Gesellschaft?
  • Was bringt es, wenn wir den Rhyth­mus der Natur ver­ste­hen?
  • Wo wächst die näch­ste Eiche? (Echt jet­zt. Das ist rel­e­van­ter, als du jet­zt vielle­icht meinst!)
  • Wo dient mir das lin­eare Denken, wo bringt es meine Träume vor­wärts?
  • Wie geht lin­ear und zyk­lisch Hand und Hand, wie ‘ent­fein­den’ wir diese zwei Pole?

Meine Vision:

Dass wir unsere zyk­lis­che Natur wieder mehr anerken­nen, auskosten, geniessen. Dass wir lin­ear­es Denken dort ein­set­zen, wo es ein­er Verbesserung der Umstände, oder ein­er Beruhi­gung und Entschär­fung dient.

Beispiel aus dem All­t­ag: Um mein Geschäft «Quit­ten­duft» zu betreiben, braucht es lin­ear­es Denken. Logis­tis­che Abläufe müssen durch­dacht sein, viele Hand­lun­gen brauchen einen klaren Plan, ein solides A nach B, damit für meinen Kundin­nen alles rei­bungs­los ver­läuft.

Die Inhalte, die Werte, das Herz von «Quit­ten­duft» sind aber zyk­lisch, beweglich, sich stetig verän­dernd, in ein­er Entwick­lung. Spi­ralför­mig, nach oben offen. Ich bin dankbar, dass ich bei­de Anteile, die zyk­lis­chen und die lin­earen, in mir trage.

Ich wün­sche mir für die Welt ein besseres Gle­ichgewicht von zyk­lisch und lin­ear. Im Moment ist die lin­ear-Waagschale um einige Tril­lio­nen Ton­nen schw­er­er. Mit jed­er zyk­lis­chen Hand­lung, jed­er zyk­lis­chen Über­legung, kön­nen wir ein Sand­körnchen auf die zyk­lisch-Waagschale leg­en.

In meinem Buch «Back tot he Roots – zyk­lisch leben mit immenser Freude» gibt es weit­ere Gedanken zu dieser The­matik. Du kannst es HIER bestellen.

Blog-Sommer

Hoi, ich bin Josianne,

die Frau hinter Quittenduft. Als Menstruationskundige und Zykluscoach gebe ich seit über 10 Jahren mein Wissen rund um den weiblichen Zyklus weiter. So auch hier auf meinem Blog, der dich dabei unterstützen soll, besser zu verstehen, was es mit dem zyklischen Leben auf sich hat. Mal nachdenklich, mal frech, mal superklug – aber immer bloody lesenswert.

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